Jacky |
Als ich zu dem Karton kam, in dem die Jungen saßen, waren
nur noch drei von fünf da. Der eine hatte eine „Frisur“ als wäre im gerade die
Perücke ins Gesichtchen gerutscht, der andere hatte einen exakt gezogenen
Mittelscheitel. Das andere Geschwisterchen war normal schwarz-weiß gestromert.
Ich hatte mich sofort in den mit dem Mittelscheitel verliebt und nahm ihn mit nach
Hause.
Da ich in einer kleinen Wohnung an einer gefährlichen Straße
wohnte beschloss ich, dass mein neuer Freund eine Hauskatze bleiben sollte. Die
ganze Welt drehte sich ab jetzt nur noch um einen: JACKY!Er muss natürlich immer alles im Blick haben. |
Angefangen hätten die Geschichten, mit dem Kampf der
Stubenreinheit. Mein kleiner Kater hatte sich am Anfang immer eine Ecke
ausgesucht um sein Geschäftchen zu machen, Katzenklo wurde ignoriert. Leider
damals mit noch nicht so viel Intelligenz behaftet, immer mit Köpfchen Richtung
Ecke. Als er fertig war konnte er nicht mehr weg, weil ja das Dilemma hinter ihm
lag. Echt Blöd! Also jammerte er so lange bis ich ihn aus seiner misslichen
Situation rettete. Das machte er noch ein paar Mal bis er selber merkte, ok,
das ist echt doof! Irgendwann entschied er, dass es wohl doch besser ist, das
ihm angebotene Katzenklo zu benutzen.
Jacky und seine Maus |
So ging es sein ganzes Leben. Wenn er was wollte, holte er
sich das, basta!
Er war einfach überall |
Jacky war der Herr im Haus und so benahm er sich auch. Als
ich mich von meinem Freund trennte zog ich mit Jacky in eine größere Wohnung
mit Balkon. Da war Jacky gerade einmal ein halbes Jahr alt. Den Balkon machte
ich Katzenausbruchsicher und brachte ein Katzennetz an. So konnte Kater ein
bisschen frische Luftschnappen wenn er wollte. Da er ja eine Wohnungskatze war,
erlaubte ich ihm überall sein zu dürfen. Jedes Zimmer stand für Jacky offen.
War eine Tür mal verschlossen, öffnete Jacky diese. Die Wohnung war sein Revier und das wurde
bewacht. Es gab keinen Fleck wo Jacky nicht war. Auf jedem Schrank, auf den
Türen (ja, das geht) in den Schränken, einfach überall. Im Bad musste ich sogar
am Schrank unter dem Waschbecken eine Kindersicherung anbringen, weil Katerchen
immer wieder den Schrank aufgemacht hat, Handtücher rausgeschmissen bis auf
eins, und sich rein gelegt hat.Jacky auf der Tür |
Ja, Jacky war schon einzigartig. Keiner konnte ihn Ignorieren
dafür hat er immer gesorgt. Es gab auch Gäste, die zu uns kamen, die Angst vor
ihm hatten.
Das nutzte er natürlich in vollen Zügen aus, und fühlte sich wie ein König. Er
thronte auf seinem Kratzbaum, der bis zu Decke ging, und bewachte alles und
jeden von oben herab.
Auch meinen aktuellen Freund hat er auf die Probe gestellt.
Er hat sich ihm immer in den Weg gestellt und ihn nicht vorbei gelassen. Wenn
er dennoch vor bei wollte hing Jacky ihm immer an den Füßen. Das war natürlich
immer sehr schmerzhaft. Mein Freund traute sich lange Zeit nur mit langen Hosen
und Schuhen durch die Wohnung. Bis Jacky entschloss ihn doch zu mögen. Von da
an waren sie dicke Freunde.
Ich könnte viele solcher Geschichten erzählen, den Jacky
sorgte immer dafür das es nicht langweilig wurde. Mein kleiner Freund hat mich
fast mein halbes Leben lang begleitet als er plötzlich krank wurde. Man hatte
schon vorher gemerkt dass er alt wurde weil er auch ruhiger wurde und öfter mal
seine Ruhe haben wollte. Aber nun sah man ihm an das es ihm nicht mehr gut
ging. Der Tierarzt stellte fest dass seine Nieren nicht mehr die besten waren
und auch die Leber langsam schlapp machten. Wir versuchten alles Mögliche um
ihm vielleicht noch ein bisschen Lebenszeit zu verschaffen. Doch seine Kraft lies
sichtbar nach. Für mich war es ein Schock. Plötzlich musste ich mich mit den
Gedanken befassen, Jacky gehen zu lassen. Das war die schrecklichste Zeit in
meinem Leben.
Er war auch ein guter Zuhörer |
19 Jahre war Jacky an meiner Seite und nun muss er gehen?
Ich hatte immer gehofft das er mindestens 20 Jahr oder besser noch älter wird.
Aber leider drei Monate vor seinem 20. Geburtstag hatte mein alter Kumpel keine
Kraft mehr. Am Anfang kämpfte mein Katerchen noch um seine Lebenszeit. Mein
Moto war dann immer: So lange er kämpft, kämpfe ich auch. Aber leider verließ
in seine Kraft schneller als uns allen lieb war. Zum Schluss konnte er sich
kaum auf seinen Pfoten halten. Was für ein schrecklicher Anblick. Ich musste
eine Entscheidung fällen. Eine Entscheidung die mir gar nicht gefiel. Ich muss
ihn gehen lassen!
Fast 20 Jahre! So lange waren wir zusammen. So eine lange „
Beziehung“ hatte ich nicht mal mit einem Menschen. Und ich hätte gerne noch mal
20 Jahre hin gehängt.
Es ist nicht in Worten zu fassen was man fühlt, wenn man die
Entscheidung treffen muss, einen Freund gehen zu lassen. Für immer! Aber da
Jacky wirklich nicht mehr konnte und er mir zeigte dass seine Zeit gekommen
war, musste ich diese Entscheidung nun einmal treffen.
Der Gang zum Tierarzt und alles was danach kam, hab ich nur
in einer Art Trace erlebt. Ich versuchte stark zu sein aber in mir zerfiel
alles. Am liebsten hätte ich den Arzt gebeten mir auch eine Spritze zu geben,
damit ich mit Jacky mitgehen kann. Es ist ein Teil von mir mit gestorben. Als
er die Spritze bekam streichelte ich ihn solange bis er friedlich eingeschlafen
war. Und ich gab ihm meinen letzten Gruß mit auf den Weg:
GUTE REISE, MEIN GELIEBTER KATER!
Manchmal wenn ich abends alleine vor dem Fernseher sitze, und
es knackt und poltert, hab ich das Gefühl als wäre Jacky noch da. Als würde er
wieder auf dem Tisch rum springen und sagen, hey, ich bin noch da und passe auf
dich auf wie ich es immer getan habe. Irgendwie ein toller Gedanke.
Auch Mülleimer wurden durchsucht. |
Wäsche waschen? Erst wenn Jacky die Waschmaschine frei gab. |
Ich will auch was! |
Er liebte Kartons. Darin durfte er auch seine letzte Reise antreten. |
Zur Erinnerung an meinen geliebten Kater Jacky!
+ 25.01.2013