Es gibt glaub ich niemand, der nicht jemand kennt, der an Krebs erkrankt oder sogar gestorben ist. Diese Krankheit ist die heutige Seuche schlechthin. Man hört es überall. Doch was wenn es einen selber trifft oder einen nahes Familienmitglied?
Meine Mutter war 71 Jahre alt als sie über Bauchschmerzen klagte. Auch meinte sie, sie könne nichts mehr essen. Hmmmm…. Meine Mutter und nichts essen? Das war allerdings sehr bedenklich! Sie hat gerne gegessen und genoss es auch. Sie liebte es wenn der ganze Tisch voller Menschen war, die sie Liebte und sie bekochen durfte. Also waren Weihnachten, Ostern, und Geburtstage der Höhepunkt in ihrem Leben.
Schon einige Jahre zuvor hatte man festgestellt dass sie
eine Fettleber hatte und der Cholesterinspiegel zu hoch war. Wirklich was am
Essverhalten hat sie aber leider nicht geändert. „Ich lebe nur einmal“ hat sie
immer gesagt. Jaja…. Nur wie lange geht das gut?
Auch hat sie immer ein ganz komischer Husten geplagt. So
richtig untersucht hat man sie daraufhin nicht. Man hat es immer abgetan als
Erkältung. Obwohl sie immer gesagt hat, „ eine Erkältung ist anders“ hat man
nur unwesentlich darauf reagiert. Fataler Fehler wie ich heute weiß. Ich hab
ihr zwar geraten mal einen anderen Arzt zu fragen aber dass wollte sie nicht.
Trotz dieser Vorgeschichten haben wir uns nicht so viele
Gedanken gemacht, dass meine Mutter ernsthaft Krank sein könnte. Sie war so
Lebenslustig und hat nur selten gezeigt dass es ihr nicht gut geht.
Als die Bauchschmerzen aber schlimmer wurden, und meine
Mutter sichtlich abnahm fingen wir ernsthaft an uns Sorgen zu machen. Klar, sie
hatte öfter Bauchschmerzen. Sie war sehr empfindlich was den Magen angeht, aber
man hat es immer wieder hinbekommen. Jetzt aber sah man ihr an das da was nicht
stimmte. Ich drängte sie doch endlich zum Arzt zu gehen. Die ganze Familie
drängt sie, sich untersuchen zu lassen. Sie ging nicht gerne zum Arzt. Aber was
sein muss, muss sein!
Die Diagnose
Letztendlich ging es ihr so schlecht dass sie doch den Arzt
aufsuchte. Der Überwies sie sofort ins Krankenhaus.
Im Krankenhaus haben, mein Vater, meine Kinder und ich uns
versammelt um zu hören was der Arzt zu sagen hat. Und was er sagte, setzte
kurzfristig mein Gehirn aus. Er erklärte uns (vor den Kindern) das sich im Darm
Gewebe gebildet hat die den Darm verschließt. Es gäbe nur ein winziges loch wo
die Nahrung noch durch könnte. Es muss Operiert werden. 60cm Darm soll entfernt
werden. Der Arzt bat uns draußen Platz zu nehmen um weitere Untersuchungen
durchführen zu können. Als wir draußen so da saßen, sagte mein großer zu mir: „
gell Mama, Oma hat Krebs!“ Da war es; dieses Wort. Krebs! Ich
musste schlucken. Was hab ich doch für ein schlaues Kind. Ich hatte es völlig
verdrängt. Mein innerstes wollte dieses Wort nicht hören. Ich wollte
dieses Wort nicht hören. Aber da war es. Mein Sohn knallte es mir einfach so an
den Kopf. Plötzlich musste ich mich mit etwas auseinander setzten was ich nie
für möglich gehalten hab. Krebs! Ich sagte: „ Ja, Oma hat Krebs!“ Ich hab es
ausgesprochen! Ich fühle mich als würde ich in ein ganz tiefes Loch fallen.
Ich gebe mich stark, schon wegen den Kindern, aber ich fühle
mich als würde die Welt aufhören sich zu drehen. Krebs! Das haben doch nur die
anderen, oder? Nein, jetzt hat es uns getroffen. Ich bin geschockt. Ich würde
am liebsten davon laufen. Aber das geht ja nicht. Jetzt heißt es stark sein und
kämpfen, eine Stütze für den Menschen sein, der mich geboren hat.
Die OP wurde schon für den nächsten Tag angesetzt, und sie
hat es verhältnismäßig gut überstanden. Doch als der Operierende Arzt nochmal
mit uns sprechen wollte ahnten wir noch nicht wie schlimm es wirklich war. Er
meinte dass der Krebs schon sehr stark gestreut hat. Ihr ganzer Bauchinnenraum
war voller Metastasen. Das war der nächste Schock! Hätte man den Darmkrebst mit
einer OP noch bekämpfen können, war plötzlich die Aussicht auf Heilung
plötzlich gegen null gesteuert. Lunge und Leber waren angegriffen und da war
mir auf einmal klar woher der lästige Husten kam. Kann die Welt zweimal
hintereinander zusammenbrechen? Ja, sie kann! Der Arzt hatte das Todesurteil
meiner Mutter uns einfach so an den Kopf getackert. Wie geht man damit um?
Ich für mein Teil hab mich erst einmal im Netz schlau
gemacht und hab mir ein Buch über Krebs gekauft. Auch mein Bruder hat sich
schlau gemacht. Während er aber scheinbar sich mit dem Gedanken auseinander
gesetzt hat dass unsere Mutter sterben wird, wollte ich das auf gar keinen Fall
akzeptieren.
Die Chemotherapie begann und das war meiner Meinung nach der
Untergang eines Lebens. Mit beginn der Therapie konnte man zuschauen wie es
meiner Mutter immer schlechter ging. Sie baute von Woche zur Woche ab. Sterben
auf Raten wie ich es nenne. Ich suchte verzweifelt nach Alternativen. Die gab
es auch, aber meine Mutter glaubte nur das was die Ärzte ihr sagten. Was für
ein Fehler!
Misteltherapie,
eine alternative Therapie
Ich versuchte ihr immer wieder einzuhämmern dass die Ärzte
keine Götter sind und auch nicht immer alles wissen und schon gar nicht für
alles offen sind. Letztendlich konnte ich ihr eine Therapie nahe bringen, die
aus Misteln bestand und die absolut natürlich und ohne Nebenwirkungen war. Das
gute war noch, dass das Medikament auch noch in unserer unmittelbaren nähe von unserem Wohnort hergestellt wurde. Sie
hätte sich die Firma also sogar persönlich anschauen und sich selbst
Informieren können. Aber nein, dass wollte sie nicht. Also Organisierte ich alles.
Die Therapie wurde von der Krankenkasse bezahlt was natürlich eine
Erleichterung für uns war.
Mehr Infos unter : http://www.helixor.de/komplementaere-krebstherapie/misteltherapie/
Eine Krankenschwester meinte, nachdem die Therapie eine
Weile lief, dass das Medikament gut anschlagen würde aber die Ärzte es leider
nicht zugeben wollen. Ich fühlte mich kurzfristig bestätigt. Man kann also noch
sehr viel anderes tun als nur diese schreckliche Chemotherapie über sich
ergehen zu lassen. Da aber die Metastasen leider schon in sehr großer Anzahl
vorhanden waren, war die Therapie leider nur ein Tropfen auf den heißen Stein.
Von der Diagnose bis zum Tod meiner Mutter verging fast
genau ein Jahr. Ein Jahr indem ich Schritt für Schritt zuschauen musste wie
meine Mutter starb. Ja sogar am Schluss elendig Verreckt ist. Ich verwende
dieses schreckliche Wort weil ich es so empfunden habe. Jedes Tier lässt man in
einem gewissen Stadium friedlich Einschlafen. Und wir Menschen?? Wir müssen es
aushalten, wir müssen verrecken.
Ein letzter
verzweifelter Versuch ihr Leben zu verschönern
Es war ein anstrengendes Jahr. Bis heute hab ich es nicht
geschafft das ganze zu verarbeiten. Was für Kräfte man entwickelt um so etwas
in diesem Moment aus zu halten. Ständig war ich bei meiner Mutter. Trotz zwei
Kinder und Auto los tingelte ich täglich zu meiner Mutter. Als sie immer
Kraftloser wurde stellten wir einen Antrag für einen Rollstuhl. Mit diesem fuhr
ich meine Mutter ständig durch die Gegend. Ich wollte soviel wie nur möglich
tun, um ihr restliches Leben zu verschönern. Das war eine riiieeesen Aufgabe wo
ich des Öfteren an meine Grenzen gestoßen bin.
Es war wirklich schrecklich zu sehen wie sie ständig immer
mehr abbaute. Zu Weihnachten hab dann ich ihr Ente essen übernommen. Ich Kochte
und machte alles so wie sie es sonst tat. Doch leider ging ihr es da schon so
schlecht dass sie nur ein Gäbelchen probieren konnte, von ihrem sonst so
geliebten Essen. Es war ein schreckliches Weihnachten.
Ein Leben geht zu
Ende
Zum Schluss lag sie dann nur noch auf dem Sofa, da ihr die
Kraft fehlte überhaupt auf zu stehen. Das war der Zeitpunkt wo wir ihr ein
Krankenbett bestellten und es ihr ins Wohnzimmer stellten. So das sie immer bei
uns war. Von da an begann das wirkliche Sterben. Sie schlief immer mehr und war
zum Schluss kaum noch ansprechbar. Am 6. Februar sagte eine Nachbarin (sie
machte auch Nachbarschaftshilfe und half uns ein bisschen) dass sie es fast
geschafft hat. Der Satz klingt mir noch bis heute in den Ohren. Am 7. Februar
kam ich noch am Morgen zu ihr. Wusch sie, cremte sie ein, machte nochmal
Gesichtspflege und massierte ihre Hände, obwohl ich gar nicht wusste ob sie das
noch mit bekam. Auch benetzte ich ihren Mund mit Wasser da er ständig geöffnet
war.
Ich werde das Bild nie wieder los, wie sie so dalag. Ich
flehte sie an los zu lassen. Ich meinte ein nicken zu vernehmen. Am Abend rief mich mein Bruder an: „Mutti ist Tod!“
Jetzt hatte er es geschafft, der widerliche Krebs. Wieder hat er ein Menschenleben ausgelöscht.
Und wieder brach eine Welt für mich zusammen. Man versucht sich damit auseinander zu setzen, dass sie stirbt. Sich vor zu bereiten. Aber das kann man nicht. Wenn der Anruf kommt, hört plötzlich die Welt auf sich zu drehen.
Zum Gedenken an meine liebe Mutter!
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