Donnerstag, 9. Januar 2014

Entscheidung über Leben und Tod!


Im Leben muss man viele Entscheidungen treffen. Die einen sind gut die anderen nicht. Das Leben ist ein ständiger Lernprozess. In diesem Lernprozess musste ich  Lernen, dass eine falsche Entscheidung, die ich mal treffen musste, mich nie wieder los lässt.

Wenn man mit Tieren zusammen lebt, muss man damit rechnen dass man sich irgendwann dazu entschließen muss, ein Tier gehen zu lassen. Diese Entscheidung ist in der Regel immer sehr schwer, da man ja eine emotionale Bindung zu seinem Tier hat. Man möchte sich nur ungern von seinem Liebling trennen. Was aber, wenn man solch eine Entscheidung bei einem „ fremden“ Tier machen muss? Ist die Entscheidung leichter? Ich würde mal sagen, es ist einfach anders.
So erging es auch uns als wir über das Leben einer Rabenkrähe entscheiden mussten. Wir haben die falsche Entscheidung getroffen und seitdem fühle ich mich als schlechter Mensch.

Es kam so:

Wir fuhren mit dem Auto Richtung Alb als wir Plötzlich, mitten auf der Straße, einen Vogel haben liegen sehen. Das ist soweit nichts ungewöhnliches, da ja leider sehr viele Tiere auf der Straße ihr Leben lassen müssen. Doch dieser Vogel schien noch zu Leben. Ich hab das erst gar nicht gesehen. Aber mein Schatzi sah mich an und sagt: „Hast du das gesehen? Der hat noch gelebt.“ Wir haben uns entschlossen noch einmal zurück zu fahren um nach zu sehen, ob der Vogel wirklich noch Lebt. Da lag er, mitten auf einer Abbiegespur, und bewegt sein Köpfchen. Wir fuhren sofort an die Seite und versuchten den Vogel von der Straße zu holen.

Auf der andern Straßenseite, hatte man beobachtet dass wir aus dem Auto ausgestiegen sind um uns den Vogel zu holen. Sofort lief ein Mann zu uns rüber und half mir den Verkehr anzuhalten, damit wir den Vogel aus der Gefahrenzone bringen konnten. Sobald wir den Vogel hatten sahen wir, dass es eine Rabenkrähe war. Wir packten die Krähe in ein Handtuch um sie ein bisschen zu schützen, da wir ja nicht wussten was sie hat. Sie war total Ruhig. Sie versuchte auch nicht sich zu befreien oder zu beißen. Ich hielt die Krähe vorsichtig in meinen Händen auf dem Schoss und so fuhren wir erst einmal zu unserem eigentlichen Ziel. Dort angekommen, versuchten wir  heraus zu finden, was jetzt zu tun ist. Äußerliche Verletzungen konnte man so nicht erkennen. Es war Wochenende, also war unser Tierarzt auch nicht zu erreichen. Wir schauten im Internet wo man mit so Findlingen hin könnte. Da kam uns die Idee mal im Vogelschutzzentrum an zu rufen. Die haben uns gesagt, wir könnten den Vogel vorbeibringen sie würden sich das Tier anschauen. Das haben wir dann auch getan.
Also packten wir die Krähe und fuhren zum Vogelschutzzentrum. Dort angekommen wurden wir in ein Behandlungszimmer geführt. Die junge Dame sah sich die Krähe an, und meinte sie hätte sich den Fuß gebrochen. Es wäre ein doppelter Bruch. Allerdings wäre es so, dass man solche Vögel einschläfern würde, weil es sich nicht lohnt den Vogel gesund zu pflegen. Nur bei Geschützen und seltenen Vögel würde man sich die Mühe machen.

Ich stand da wie eine Salzsäule und wusste nicht mehr was ich davon halten sollte. Ich war nicht mehr wirklich in der Lage eine Sinnvolle Entscheidung zu treffen. Ich lies mich von dem Gerede dieser jungen Frau einlullen, und wir willigten ein, die Krähe ein zu schläfern. Wir mussten noch ein Formular ausfüllen, es unterschreiben und das war es! Das Todesurteil für einen Vogel, der sich nur den Fuß gebrochen hatte. Wir setzten uns ins Auto und fuhren wieder Heim. Je weiter weg wir vom Zentrum fuhren desto grösser wurde der Zweifel ob wir die Richtige Entscheidung getroffen haben. Zuhause angekommen erzählten wir der Familie was wir dort erlebt hatten und diskutierten, ob dass Richtig war oder nicht. Obwohl alle meinten sie hätten wahrscheinlich genauso gehandelt, fühlte ich mich immer schlechter.
Zuhause hab ich im Internet nachgeschaut, ob man solche Beinbrüche heilen kann. NATÜRLICH kann man. Sehr gut sogar. Im Netz war zu lesen das Knochenbrüche bei Vögel relativ schnell heilen. So ein Mist! Jetzt fühlte ich mich erst recht als schlechter Mensch. Ich weiß, ich hätte das hin bekommen.

Ich finde Krähen toll. Ich mag diese schlauen Vögel. Und ausgerechnet ich lasse so ein tolles Tier einschläfern. Ich werde mir dass nie verzeihen können. Ständig muss ich an „meine“ Krähe denken. Und jedes mal verfluche ich mich selbst das ich so unbeschreiblich dumm war.
Tiere einschläfern, nur weil sie einen gebrochenen Fuß haben? Nur weil es genug von den Vögeln gibt? HALLO??? Geht es noch? Menschen schläfert man ja auch nicht ein wenn sie einen Fuß gebrochen haben. Menschen gibt es auch genug. Aber schläfert man sie ein? NEIN, natürlich nicht. Aber mit Tieren geht man so um. Ich finde das grausam. Hat nicht auch ein Tier das Recht zu Leben? Wer sind wir, dass wir das Entscheiden?

Für mich ist eines klar. DAS passiert mir kein zweites Mal. Das nächste Mal nehme ich das Tier mit nach Hause. Und wenn es möglich ist, das Tier gesund zu pflegen werde ich das tun. Zumindest werde ich es versuchen.
Immer wenn ich Krähen sehe (und ich sehe sehr viele) muss ich an „meine“ Krähe denken. Und immer hoffe ich, dass sie mir verzeiht, so eine dumme Entscheidung getroffen zu haben.

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