Im Leben muss man viele Entscheidungen treffen. Die einen sind gut die anderen nicht. Das Leben ist ein ständiger Lernprozess. In diesem Lernprozess musste ich Lernen, dass eine falsche Entscheidung, die ich mal treffen musste, mich nie wieder los lässt.
Wenn man mit Tieren zusammen lebt, muss man damit rechnen
dass man sich irgendwann dazu entschließen muss, ein Tier gehen zu lassen. Diese
Entscheidung ist in der Regel immer sehr schwer, da man ja eine emotionale
Bindung zu seinem Tier hat. Man möchte sich nur ungern von seinem Liebling
trennen. Was aber, wenn man solch eine Entscheidung bei einem „ fremden“ Tier
machen muss? Ist die Entscheidung leichter? Ich würde mal sagen, es ist einfach
anders.
So erging es auch uns als wir über das Leben einer Rabenkrähe
entscheiden mussten. Wir haben die falsche Entscheidung getroffen und seitdem
fühle ich mich als schlechter Mensch.Es kam so:
Wir fuhren mit dem Auto Richtung Alb als wir Plötzlich, mitten auf der Straße, einen Vogel haben liegen sehen. Das ist soweit nichts ungewöhnliches, da ja leider sehr viele Tiere auf der Straße ihr Leben lassen müssen. Doch dieser Vogel schien noch zu Leben. Ich hab das erst gar nicht gesehen. Aber mein Schatzi sah mich an und sagt: „Hast du das gesehen? Der hat noch gelebt.“ Wir haben uns entschlossen noch einmal zurück zu fahren um nach zu sehen, ob der Vogel wirklich noch Lebt. Da lag er, mitten auf einer Abbiegespur, und bewegt sein Köpfchen. Wir fuhren sofort an die Seite und versuchten den Vogel von der Straße zu holen.
Auf der andern Straßenseite, hatte man beobachtet dass wir
aus dem Auto ausgestiegen sind um uns den Vogel zu holen. Sofort lief ein Mann
zu uns rüber und half mir den Verkehr anzuhalten, damit wir den Vogel aus der
Gefahrenzone bringen konnten. Sobald wir den Vogel hatten sahen wir, dass es
eine Rabenkrähe war. Wir packten die Krähe in ein Handtuch um sie ein bisschen
zu schützen, da wir ja nicht wussten was sie hat. Sie war total Ruhig. Sie
versuchte auch nicht sich zu befreien oder zu beißen. Ich hielt die Krähe vorsichtig
in meinen Händen auf dem Schoss und so fuhren wir erst einmal zu unserem
eigentlichen Ziel. Dort angekommen, versuchten wir heraus zu finden, was jetzt zu tun ist.
Äußerliche Verletzungen konnte man so nicht erkennen. Es war Wochenende, also
war unser Tierarzt auch nicht zu erreichen. Wir schauten im Internet wo man mit
so Findlingen hin könnte. Da kam uns die Idee mal im Vogelschutzzentrum an zu
rufen. Die haben uns gesagt, wir könnten den Vogel vorbeibringen sie würden
sich das Tier anschauen. Das haben wir dann auch getan.
Also packten wir die Krähe und fuhren zum
Vogelschutzzentrum. Dort angekommen wurden wir in ein Behandlungszimmer
geführt. Die junge Dame sah sich die Krähe an, und meinte sie hätte sich den
Fuß gebrochen. Es wäre ein doppelter Bruch. Allerdings wäre es so, dass man
solche Vögel einschläfern würde, weil es sich nicht lohnt den Vogel gesund zu
pflegen. Nur bei Geschützen und seltenen Vögel würde man sich die Mühe machen.
Ich stand da wie eine Salzsäule und wusste nicht mehr was
ich davon halten sollte. Ich war nicht mehr wirklich in der Lage eine Sinnvolle
Entscheidung zu treffen. Ich lies mich von dem Gerede dieser jungen Frau
einlullen, und wir willigten ein, die Krähe ein zu schläfern. Wir mussten noch
ein Formular ausfüllen, es unterschreiben und das war es! Das Todesurteil für
einen Vogel, der sich nur den Fuß gebrochen hatte. Wir setzten uns ins Auto und
fuhren wieder Heim. Je weiter weg wir vom Zentrum fuhren desto grösser wurde
der Zweifel ob wir die Richtige Entscheidung getroffen haben. Zuhause
angekommen erzählten wir der Familie was wir dort erlebt hatten und
diskutierten, ob dass Richtig war oder nicht. Obwohl alle meinten sie hätten
wahrscheinlich genauso gehandelt, fühlte ich mich immer schlechter.
Zuhause hab ich im Internet nachgeschaut, ob man solche
Beinbrüche heilen kann. NATÜRLICH kann man. Sehr gut sogar. Im Netz war zu
lesen das Knochenbrüche bei Vögel relativ schnell heilen. So ein Mist! Jetzt
fühlte ich mich erst recht als schlechter Mensch. Ich weiß, ich hätte das hin
bekommen.
Ich finde Krähen toll. Ich mag diese schlauen Vögel. Und
ausgerechnet ich lasse so ein tolles Tier einschläfern. Ich werde mir dass nie
verzeihen können. Ständig muss ich an „meine“ Krähe denken. Und jedes mal
verfluche ich mich selbst das ich so unbeschreiblich dumm war.
Tiere einschläfern, nur weil sie einen gebrochenen Fuß
haben? Nur weil es genug von den Vögeln gibt? HALLO??? Geht es noch? Menschen
schläfert man ja auch nicht ein wenn sie einen Fuß gebrochen haben. Menschen
gibt es auch genug. Aber schläfert man sie ein? NEIN, natürlich nicht. Aber mit
Tieren geht man so um. Ich finde das grausam. Hat nicht auch ein Tier das Recht
zu Leben? Wer sind wir, dass wir das
Entscheiden?
Für mich ist eines klar. DAS passiert mir kein zweites Mal. Das nächste Mal nehme ich das
Tier mit nach Hause. Und wenn es möglich ist, das Tier gesund zu pflegen werde
ich das tun. Zumindest werde ich es versuchen.
Immer wenn ich Krähen sehe (und ich sehe sehr viele)
muss ich an „meine“ Krähe denken. Und immer hoffe ich, dass sie mir verzeiht,
so eine dumme Entscheidung getroffen zu haben.
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