Dass Kinder kleine Menschen mit Großen Wissensdurst sind, ist allseits bekannt. Auch ihre Fragen führen uns Erwachsene oft in Peinliche Situationen. Wie auch mich, als ich einmal für ein Jahr als 1 Eurojobber in einem Integrativen Kindergarten gearbeitet habe. Ich war hauptsächlich für die Küche zuständig und half ab und zu auch bei der Betreuung der Kids.
So auch an diesem Tag, den ich wohl nie Vergessen werde. Wir wollten mit den Kindern selbstgemachte Pommes machen. Ein Kind nahmen wir mit in die Küche. Sie wurde ausgewählt um uns zu helfen. So also standen wir an der Spüle und schälten zusammen mit Lili (alle Namen geändert) Kartoffeln.
Außer mir war noch
eine 1 Euro Jobberin für die Küche angestellt. Auch sie (nennen wir sie Gaby)
war in der Küche zugange. Wir merkten irgendwann, dass die kleine Lili nicht so
ganz bei der Sache war, und statt Kartoffeln zu schälen lieber Gaby anstarrte.
Gaby war eine sehr Korpulente Frau. Dass fiel auch Lili auf. Lili hatte Gaby
zwar schon oft gesehen aber anscheinend war ihr noch nie so bewusst wie
Korpulent Gaby war. Lili war kein Kind von Traurigkeit und immer seeehhr
neugierig. Auch hatte dieses kleine Mädchen immer ein Spruch auf Lager.
So stand also Lili in der Küche, und starrte Gaby an. Man konnte
schon fast sehen, wie angestrengt dieses kleine Köpfchen nachdachte. Plötzlich
sprudelte es aus ihr heraus: „Warum ist Gaby so dick?“ Brüllte sie durch die
Küche. Die Erzieherin und ich schauten uns geschockt an. Zwei Sekunden Stille,
die mir wie eine Ewigkeit vorkamen. Wir suchten nach den Richtigen Worten den
Gaby stand ja quasi neben uns. Weil der Satz uns so plötzlich an den Kopf
geworfen wurde musste ich in mich reingrinsen. Das lustige daran war, das es so
trocken daher kam und dann noch im breitesten Schwäbisch das man sich nur
vorstellen kann. Denn Lili kam aus einem Dorf und dort wird noch sehr breites
Schwäbisch gesprochen.Ich wandte mich an Lili und versuchte zu erklären: „ Weißt du Lili, sagte ich, es gibt eben ganz unterschiedliche Menschen. Es gibt Dicke und dünne Menschen, Große und kleine. Es gibt Menschen die eine Brille tragen müssen und andere wieder nicht.“ Lili trug eine Brille deshalb hofft ich das sie dass verstand. Ich erklärte weiter. „ So wie ich dünn bin ist Gaby eben dick. So wie du eine Brille trägst und ich eben nicht.“ Lili starrte mich an. Mann konnte förmlich sehen wie es in diesem kleinen Kopf Arbeitete. Eigentlich weiß Lili das es unterschiedliche Menschen gibt. Schließlich gab es hier ja auch behinderte Kinder. Die schienen kein Problem zu sein. Das hatte sie verstanden und es war auch ganz normal. Aber so eine dicke Frau?! Das musste verarbeitet werden.
Als Gaby dann kurz die Küche verlies, wandten wir uns
nochmal an Lili. Wir versuchten ihr zu erklären dass man solche Fragen nicht
vor solchen Menschen stellt. Lili war verwirrt. „Warum?“ fragte sie. Eins ihrer
Lieblingswörter. „ Naja, sagte ich, vielleicht ist Gaby nicht froh dass sie so
dick ist. Vielleicht möchte sie lieber dünner sein. Und dann ist sie Traurig
wenn jemand so etwas sagt. Während ich hoffte das Lili das verstanden hat,
setzte die Erzieherin noch einen drauf. „ Jetzt muss Gaby vielleicht weinen
weil sie Traurig ist. Ein riesen Fragezeichen stand förmlich in Lilis Gesicht.
Wir hofften dass die kleine Lili mit diesem Gespräch
zufrieden war und machten uns dran die Kartoffeln weiter zu schälen.Kurze Zeit später kam Gaby wieder in die Küche zurück. Lili starrte Gaby erneut an. Ihre Augen schienen immer größer zu werden. Dadurch, das Lili eine relativ dicke Brille trug, schienen die Augen noch viel Größer. Sie durchsuchte praktisch Gabys Gesicht, ihre Augen. Suchte verzweifelt nach einer Träne die sie nicht fand. Plötzlich schrie sie durch die Küche: „ Aber Gaby hat doch gar net g`weint!“ Das war zu viel für uns. Wir konnten unser Lachen nicht mehr verbergen. Dieses Kind hat es erneut geschafft uns in eine Peinliche Situation zu bringen. Ich bin vor Lachen schier ins Spülbecken geplumpst. Dieses mal hatte Gaby ein riesen Fragezeichen im Gesicht. Ich musste kurz die Küche verlassen, denn ich musste mich erst einmal mich beruhigen. Ich hab mich vor Lachen schier nicht mehr eingekriegt.
Später entschuldigte ich mich bei Gaby und erklärte, was wir
versucht haben Lili bei zu bringen. Sie war uns nicht böse und musste selber
Lachen. Sie sagte nur: „ Oh diese Lili!“
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen