St. Martin. Ein Fest mit einem netten Brauchtum das manchmal schon fast in Vergessenheit gerät. Wir kennen es alle meist aus dem Kindergarten. Man bastelt Laternen und backt Martinsgänse. Ich mochte das St. Martinfest immer sehr. Ich fand es schon als Kind schön mit der Laterne singend durch die Straßen zu ziehen. Bei Dunkelheit wo nur das Licht der Laterne den Weg erhellt.
Im Kindergarten
gingen wir bei Einbruch der Dunkelheit zu erst zur Kirche. Dort fand ein
Gottesdienst statt. Danach versammelten wir und alle im Kirchhof, wo schon das
Martinsspiel auf uns wartete. Ein Bettler saß in der Ecke und plötzlich kam St.
Martin auf seinem Pferd daher geritten. Er teilte seinen Mantel und gab es dem
Bettler. Was für eine schöne Geschichte. Spannend war sie auch, weil
schließlich war ein echter Reiter, mit einem echten Pferd da. Das war schon
beeindruckend. So habe ich es zumindest immer empfunden. Anschließend begleitete
der Reiter uns noch ein Stück auf unserem Weg. Wir hatten damals noch eine
Schwester als Kindergartenleiterin. Nie werde ich ihre kräftige und besondere
Stimme vergessen. Selbst wenn man ganz hinten lief konnte man Schwester Helia
noch singen hören. Ach was war das schön. Von mir aus hätte dieser Laternen
lauf immer ewig dauern können.
Und weil ich das so toll fand bin ich zuhause oft mit meinen
Freundinnen und unseren Laternen die Straße auf und ab gelaufen. Wir haben
gesungen was das Zeug hält. Und weil wir so schön gesungen hatten (war
zumindest unsere Überzeugung) gab es hier und da auch manchmal ein paar
Süßigkeiten von netten, meist älteren Damen. Das hat das ganze noch im wahrsten
Sinne des Wortes versüßt.
Doch eines Tages, als ich wieder mit meiner besten Freundin
Laternen laufen wollte, hatte sie keine Zeit. Sie durfte nicht raus. Also
bettelte ich meine Mutter an, doch bitte alleine eine weile Laufen zu dürfen.
Ich versprach auch nicht weit weg vom Haus zu gehen. Meine Mutter mahnte mich
noch dass das Wetter heute nicht so schön ist. Es sei doch viel zu windig. Aber
ich wollte unbedingt also ließ sie mich gehen.
Ich schnappte meine heißgeliebte Laterne, zündete die Kerze
an und zog alleine los. Ich hatte damals keine selbstgebastelte Laterne aber
ich mochte sie trotzdem sehr. Es war eine längliche Ziehharmonika Laterne mit
einem Sandmann drauf, die an einem Stock befestigt war. Ich war stolz auf meine
Laterne und war immer sehr vorsichtig damit sie nicht kaputt geht.
Als ich so alleine singend die Straße auf und ab ging, kam
immer wieder eine Windböe auf, die manchmal mein Licht wieder löschte. Das
nervte mich doch sehr. Also beschloss ich noch einmal die Straße rauf zu laufen
und dann Nachhause zu gehen. Ich musste sehr langsam gehen da der Wind immer
stärker wurde. Plötzlich kam wieder eine Böe, meine Laterne schaukelte wie
verrückt im Wind und es kam was kommen musste. Meine Laterne fing Feuer.
Panisch versuchte ich das Feuer zu löschen aber es war zu spät. Die Laterne war
total hinüber. Ich war geschockt!
Ich heulte sofort los. Meine heißgeliebte Laterne, nur noch
Schutt und Asche. Ich rannte zusammen mit meiner Abgebrannten Laterne
Nachhause. Meine Mutter hörte mich schon von weitem. Sie versuchte mich zu
trösten. Aber für mich war es der schlimmste Abend in meinem Leben. Ich konnte
mich kaum beruhigen. Ich ärgerte mich über mich selber dass ich bei diesem
Wetter unbedingt Laternen laufen musste. Meine Mutter kaufte mir eine neue
Laterne, doch die war nicht so schön wie meine alte. Ich trauerte ihr noch sehr
lange nach. Und immer wenn ich heute dran denke, spüre ich immer noch meine Wut
und Traurigkeit.
Jahre später war die Trauer überwunden und ich hatte selbst
Kinder bekommen. Als sie dann in den Kindergarten kamen, konnte ich das erste
Martinsfest, seid langer Zeit, kaum abwarten. Ich genoss es wieder mit meinen
Kindern die inzwischen selbstgebastelte Laterne zu schnappen, und mit ihnen
Laternen zu laufen. Es kamen wieder Erinnerungen an meine eigene
Kindergartenzeit auf. Auch hier liefen wir nach dem Gottesdienst los und sangen
alle Lieder die man an St. Martin eben so singt.
In meinem Kopf höre ich aber immer noch Schwester Helia
singen: Laterne, Laterne, Sonne Mond und Sterne, brenne auf mein Licht, brenne
auf mein Licht aber nur meine liebe Laterne nicht….
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