Sonntag, 10. November 2013

St. Martinstag, Freud und Leid zugleich!


St. Martin. Ein Fest mit einem netten Brauchtum das manchmal schon fast in Vergessenheit gerät. Wir kennen es alle meist aus dem Kindergarten. Man bastelt Laternen und backt Martinsgänse. Ich mochte das St. Martinfest immer sehr. Ich fand es schon als Kind schön mit der Laterne singend durch die Straßen zu ziehen. Bei Dunkelheit wo nur das Licht der Laterne den Weg erhellt.

Im Kindergarten gingen wir bei Einbruch der Dunkelheit zu erst zur Kirche. Dort fand ein Gottesdienst statt. Danach versammelten wir und alle im Kirchhof, wo schon das Martinsspiel auf uns wartete. Ein Bettler saß in der Ecke und plötzlich kam St. Martin auf seinem Pferd daher geritten. Er teilte seinen Mantel und gab es dem Bettler. Was für eine schöne Geschichte. Spannend war sie auch, weil schließlich war ein echter Reiter, mit einem echten Pferd da. Das war schon beeindruckend. So habe ich es zumindest immer empfunden. Anschließend begleitete der Reiter uns noch ein Stück auf unserem Weg. Wir hatten damals noch eine Schwester als Kindergartenleiterin. Nie werde ich ihre kräftige und besondere Stimme vergessen. Selbst wenn man ganz hinten lief konnte man Schwester Helia noch singen hören. Ach was war das schön. Von mir aus hätte dieser Laternen lauf immer ewig dauern können.
Und weil ich das so toll fand bin ich zuhause oft mit meinen Freundinnen und unseren Laternen die Straße auf und ab gelaufen. Wir haben gesungen was das Zeug hält. Und weil wir so schön gesungen hatten (war zumindest unsere Überzeugung) gab es hier und da auch manchmal ein paar Süßigkeiten von netten, meist älteren Damen. Das hat das ganze noch im wahrsten Sinne des Wortes versüßt.

Doch eines Tages, als ich wieder mit meiner besten Freundin Laternen laufen wollte, hatte sie keine Zeit. Sie durfte nicht raus. Also bettelte ich meine Mutter an, doch bitte alleine eine weile Laufen zu dürfen. Ich versprach auch nicht weit weg vom Haus zu gehen. Meine Mutter mahnte mich noch dass das Wetter heute nicht so schön ist. Es sei doch viel zu windig. Aber ich wollte unbedingt also ließ sie mich gehen.
Ich schnappte meine heißgeliebte Laterne, zündete die Kerze an und zog alleine los. Ich hatte damals keine selbstgebastelte Laterne aber ich mochte sie trotzdem sehr. Es war eine längliche Ziehharmonika Laterne mit einem Sandmann drauf, die an einem Stock befestigt war. Ich war stolz auf meine Laterne und war immer sehr vorsichtig damit sie nicht kaputt geht.

Als ich so alleine singend die Straße auf und ab ging, kam immer wieder eine Windböe auf, die manchmal mein Licht wieder löschte. Das nervte mich doch sehr. Also beschloss ich noch einmal die Straße rauf zu laufen und dann Nachhause zu gehen. Ich musste sehr langsam gehen da der Wind immer stärker wurde. Plötzlich kam wieder eine Böe, meine Laterne schaukelte wie verrückt im Wind und es kam was kommen musste. Meine Laterne fing Feuer. Panisch versuchte ich das Feuer zu löschen aber es war zu spät. Die Laterne war total hinüber. Ich war geschockt!
Ich heulte sofort los. Meine heißgeliebte Laterne, nur noch Schutt und Asche. Ich rannte zusammen mit meiner Abgebrannten Laterne Nachhause. Meine Mutter hörte mich schon von weitem. Sie versuchte mich zu trösten. Aber für mich war es der schlimmste Abend in meinem Leben. Ich konnte mich kaum beruhigen. Ich ärgerte mich über mich selber dass ich bei diesem Wetter unbedingt Laternen laufen musste. Meine Mutter kaufte mir eine neue Laterne, doch die war nicht so schön wie meine alte. Ich trauerte ihr noch sehr lange nach. Und immer wenn ich heute dran denke, spüre ich immer noch meine Wut und Traurigkeit.

Jahre später war die Trauer überwunden und ich hatte selbst Kinder bekommen. Als sie dann in den Kindergarten kamen, konnte ich das erste Martinsfest, seid langer Zeit, kaum abwarten. Ich genoss es wieder mit meinen Kindern die inzwischen selbstgebastelte Laterne zu schnappen, und mit ihnen Laternen zu laufen. Es kamen wieder Erinnerungen an meine eigene Kindergartenzeit auf. Auch hier liefen wir nach dem Gottesdienst los und sangen alle Lieder die man an St. Martin eben so singt.
In meinem Kopf höre ich aber immer noch Schwester Helia singen: Laterne, Laterne, Sonne Mond und Sterne, brenne auf mein Licht, brenne auf mein Licht aber nur meine liebe Laterne nicht….

 

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