Dienstag, 18. März 2014

Gute Reise mein geliebter Kater!

Jacky
Mein ganzes Leben lang war ich mit Tieren zusammen. Doch als ich zuhause auszog hatte ich erst mal kein Haustier. Schnell musste ich feststellen, dass das Leben ohne Tiere für mich nicht Lebenswert war. Also beschloss ich mir eine Katze ins Haus zu holen. Zufälliger weiße hatte eine wilde Katze, die bei uns im Geschäft immer ums Haus schlich, plötzlich Junge bekommen. Sie hatte den Wurf unter unseren Bürocontainer bekommen und verließ ihre Junge nach ein paar Wochen. Arbeitskollegen holten die Katzenbabys unter den Container hervor und wir verteilten die Jungen untereinander.

Als ich zu dem Karton kam, in dem die Jungen saßen, waren nur noch drei von fünf da. Der eine hatte eine „Frisur“ als wäre im gerade die Perücke ins Gesichtchen gerutscht, der andere hatte einen exakt gezogenen Mittelscheitel. Das andere Geschwisterchen war normal schwarz-weiß gestromert. Ich hatte mich sofort in den mit dem Mittelscheitel verliebt und nahm ihn mit nach Hause.
Da ich in einer kleinen Wohnung an einer gefährlichen Straße wohnte beschloss ich, dass mein neuer Freund eine Hauskatze bleiben sollte. Die ganze Welt drehte sich ab jetzt nur noch um einen: JACKY!

Er muss natürlich immer alles im Blick haben.
Jacky, so taufte ich ihn, hatte schon in seinen jungen Jahren allerhand Blödsinn im Kopf. Ich bereue es immer wieder dass ich die Schandtaten von meinem weiß getigerten Freund nicht aufgeschrieben habe. Ich hätte jetzt ein dickes Buch, mit tollen, lustigen und manchmal auch weniger lustigen Geschichten.

Angefangen hätten die Geschichten, mit dem Kampf der Stubenreinheit. Mein kleiner Kater hatte sich am Anfang immer eine Ecke ausgesucht um sein Geschäftchen zu machen, Katzenklo wurde ignoriert. Leider damals mit noch nicht so viel Intelligenz behaftet, immer mit Köpfchen Richtung Ecke. Als er fertig war konnte er nicht mehr weg, weil ja das Dilemma hinter ihm lag. Echt Blöd! Also jammerte er so lange bis ich ihn aus seiner misslichen Situation rettete. Das machte er noch ein paar Mal bis er selber merkte, ok, das ist echt doof! Irgendwann entschied er, dass es wohl doch besser ist, das ihm angebotene Katzenklo zu benutzen.

Jacky und seine Maus
Auch kristallisierte sich schon früh heraus das Jacky ein Dickkopf war. Wenn er sich was in den Kopf gesetzt hatte, zog er es auch durch. Wie z.B. eine kleine Stoffmaus, die meinem damaligen Freund gehörte. Die lag auf einem Regal das eigentlich unerreichbar für Katerchen war. Doch meine Wohnung war so klein, das ich meine Wäsche im Schlafzimmer trocknen musste. Also stellte ich den Wäscheständer unter den einzig freien Platz unter das Regal. Jacky, inzwischen sehr erfinderisch geworden, sah hier seine Chance. Er versuchte immer wieder über den Wäscheständer auf das Regal zu hüpfen. Viele male scheiterte er aber Jacky wäre nicht Jacky, wenn er aufgegeben hätte. Das tat er natürlich nicht. Die Versuchung war zu groß. Irgendwann hatte er den Bogen raus und holte sich die Maus.
Mein Freund fand das gar nicht lustig und nahm ihm die Maus immer wieder weg. Hatte Jacky das beeindruckt? Nein! In keinster weiße. Immer wieder sprang er auf das Regal und holte sich „seine“ Maus. Für ihn war es schon ein Spiel. Wer gewinnt die Oberhand? Wem gehört die Maus? Wer ist hier der König? Die Frage lässt sich eindeutig beantworten. Natürlich war es Jacky! Nach gefühlten eine Million mal, Maus rauf aufs Regel, Maus runter vom Regal, hatte mein Freund aufgegeben und ihm die Maus überlassen. SIEG! Auf ganzer Strecke. Stolz wie Oskar trug mein Katerchen von nun an seine Maus spazieren. Lange sollte dieses Stofftier sein Spielzeug sein.
So ging es sein ganzes Leben. Wenn er was wollte, holte er sich das, basta!


Er war einfach überall

Jacky war der Herr im Haus und so benahm er sich auch. Als ich mich von meinem Freund trennte zog ich mit Jacky in eine größere Wohnung mit Balkon. Da war Jacky gerade einmal ein halbes Jahr alt. Den Balkon machte ich Katzenausbruchsicher und brachte ein Katzennetz an. So konnte Kater ein bisschen frische Luftschnappen wenn er wollte. Da er ja eine Wohnungskatze war, erlaubte ich ihm überall sein zu dürfen. Jedes Zimmer stand für Jacky offen. War eine Tür mal verschlossen, öffnete Jacky diese.  Die Wohnung war sein Revier und das wurde bewacht. Es gab keinen Fleck wo Jacky nicht war. Auf jedem Schrank, auf den Türen (ja, das geht) in den Schränken, einfach überall. Im Bad musste ich sogar am Schrank unter dem Waschbecken eine Kindersicherung anbringen, weil Katerchen immer wieder den Schrank aufgemacht hat, Handtücher rausgeschmissen bis auf eins, und sich rein gelegt hat.
Jacky auf der Tür

Ja, Jacky war schon einzigartig. Keiner konnte ihn Ignorieren dafür hat er immer gesorgt. Es gab auch Gäste, die zu uns kamen, die Angst vor ihm hatten.  Das nutzte er natürlich in vollen Zügen aus, und fühlte sich wie ein König. Er thronte auf seinem Kratzbaum, der bis zu Decke ging, und bewachte alles und jeden von oben herab.

Auch meinen aktuellen Freund hat er auf die Probe gestellt. Er hat sich ihm immer in den Weg gestellt und ihn nicht vorbei gelassen. Wenn er dennoch vor bei wollte hing Jacky ihm immer an den Füßen. Das war natürlich immer sehr schmerzhaft. Mein Freund traute sich lange Zeit nur mit langen Hosen und Schuhen durch die Wohnung. Bis Jacky entschloss ihn doch zu mögen. Von da an waren sie dicke Freunde.


Er war auch ein guter Zuhörer
Ich könnte viele solcher Geschichten erzählen, den Jacky sorgte immer dafür das es nicht langweilig wurde. Mein kleiner Freund hat mich fast mein halbes Leben lang begleitet als er plötzlich krank wurde. Man hatte schon vorher gemerkt dass er alt wurde weil er auch ruhiger wurde und öfter mal seine Ruhe haben wollte. Aber nun sah man ihm an das es ihm nicht mehr gut ging. Der Tierarzt stellte fest dass seine Nieren nicht mehr die besten waren und auch die Leber langsam schlapp machten. Wir versuchten alles Mögliche um ihm vielleicht noch ein bisschen Lebenszeit zu verschaffen. Doch seine Kraft lies sichtbar nach. Für mich war es ein Schock. Plötzlich musste ich mich mit den Gedanken befassen, Jacky gehen zu lassen. Das war die schrecklichste Zeit in meinem Leben.

19 Jahre war Jacky an meiner Seite und nun muss er gehen? Ich hatte immer gehofft das er mindestens 20 Jahr oder besser noch älter wird. Aber leider drei Monate vor seinem 20. Geburtstag hatte mein alter Kumpel keine Kraft mehr. Am Anfang kämpfte mein Katerchen noch um seine Lebenszeit. Mein Moto war dann immer: So lange er kämpft, kämpfe ich auch. Aber leider verließ in seine Kraft schneller als uns allen lieb war. Zum Schluss konnte er sich kaum auf seinen Pfoten halten. Was für ein schrecklicher Anblick. Ich musste eine Entscheidung fällen. Eine Entscheidung die mir gar nicht gefiel. Ich muss ihn gehen lassen!

Fast 20 Jahre! So lange waren wir zusammen. So eine lange „ Beziehung“ hatte ich nicht mal mit einem Menschen. Und ich hätte gerne noch mal 20 Jahre hin gehängt.

Es ist nicht in Worten zu fassen was man fühlt, wenn man die Entscheidung treffen muss, einen Freund gehen zu lassen. Für immer! Aber da Jacky wirklich nicht mehr konnte und er mir zeigte dass seine Zeit gekommen war, musste ich diese Entscheidung nun einmal treffen.

Der Gang zum Tierarzt und alles was danach kam, hab ich nur in einer Art Trace erlebt. Ich versuchte stark zu sein aber in mir zerfiel alles. Am liebsten hätte ich den Arzt gebeten mir auch eine Spritze zu geben, damit ich mit Jacky mitgehen kann. Es ist ein Teil von mir mit gestorben. Als er die Spritze bekam streichelte ich ihn solange bis er friedlich eingeschlafen war. Und ich gab ihm meinen letzten Gruß mit auf den Weg:

GUTE REISE, MEIN GELIEBTER KATER!

Manchmal wenn ich abends alleine vor dem Fernseher sitze, und es knackt und poltert, hab ich das Gefühl als wäre Jacky noch da. Als würde er wieder auf dem Tisch rum springen und sagen, hey, ich bin noch da und passe auf dich auf wie ich es immer getan habe. Irgendwie ein toller Gedanke.


Auch Mülleimer wurden durchsucht.


Wäsche waschen? Erst wenn Jacky die Waschmaschine frei gab.

Ich will auch was!
Er liebte Kartons. Darin durfte er auch seine letzte Reise antreten.


                                  Zur Erinnerung an meinen geliebten Kater Jacky!
                                                             + 25.01.2013